Der Trend der letzten Jahre in der deutschen Aquaristik ist recht eindeutig: Immer mehr Aquarianer gestalten kunstvolle Landschaften in ihren Becken und beschäftigen sich intensiv mit Aquascaping oder die Aquarien werden immer naturgetreuer, also dem natürlichen Lebensraum der Fische nachempfungen. Das gilt insbesondere für die Malawiaquaristik.
Warum das Aquarium naturnah einrichten?
Selbstverständlich stehen die Zierfische im Mittelpunkt. Die Theorie ist es, dass sich die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum am wohlsten fühlen. Sie können dort ihrem angeborenen Verhalten nachgehen und, ohne dass jemand die Fische gefragt hätte: Aquarianer hoffen natürlich auch, dass es die Fische am Ende gar nicht mehr merken, dass sie in einem Aquarium leben (müssen).
So ein naturnah eingerichtetes Aquarium erfüllt allerdings auch ästhetische Ansprüche. Optisch sind natürlich gestaltete Aquarien auf keinen Fall weniger sehenswert, als solche, die rein nach Schema-F eingerichtet wurden. Im Gegenteil!
Was sind die Anforderungen an ein naturnah eingerichtetes Malawi-Aquarium?
- Wasserwerte
Bei den Wasserwerten sollte ein ähnlicher Bereich angestrebt werden, wie im Lake Malawi. Am wichtigsten ist dabei der pH-Wert. Dieser sollte stabil zwischen 7,5 und 8,5 liegen. Ein Wasserhärte zwischen 5 und 10°dGH ist optimal, obwohl Malawicichliden auch härteres Wasser tolerieren. - Einrichtung
Zunächst kommt in ein Malawiaquarium ein Bodengrund aus Sand. Spielkastensand, Quarzsand oder einfach Sand aus dem Baustoffhandel. Wichtig ist, dass es sich nicht um Kies handelt, denn Malawicichliden lieben es, im Boden zu wühlen, zu graben und einige Arten kauen den Bodengrund auf de Suche nach Nahrung durch. Andere Arten haben sich sogar als Sandtaucher entwickelt und verschwinden bei Gefahr oder Stress teilweise oder gar vollständig im Bodengrund.
Die Mbunas aus dem Malawisee benötigen dann zur Nachahmung der Geröllzone Steinaufbauten und Steine, die Höhlen und Verstecke bilden. Lochgestein ist dabei keine Option, denn mit Natürlichkeit hat dies nichts zu tun und in den Löchern können sich die pfeilschnellen Tiere leicht einklemmen und verenden. Besser geeignet ist natürliches Gestein aus Basalt oder Melasse. Im Baustoffhandel sind oft auch größere Brocken zu bekommen. Da bei wirklich großen Brocken schnell das Gewicht ein Thema ist, kann heute auch auf Module oder künstliche Steine wie von Back-To-Nature oder Rockzolid zurückgegriffen werden.
Für einige wenige Arten kann es auch sinnvoll sein, Pflanzen einzusetzen. In der Regel sind das dann Vallisnerien, die auch im Malawisee vorkommen und dort zum Beispiel von Dimidiochromis compressiceps bei der Jagd als Versteck genutzt wird. Meist sind Pflanzen aber unnötig. - Besatz
Auch beim Besatz achten Aquarianer, die ein möglichst naturnahes Malawiaquarium gestalten wollen, in erster Linie darauf, dass alle gepflegten Arten auch tatsächlich aus dem Malawisee stammen. Sie halten also keine Hybriden oder Kreuzungen, die im See nicht vorkommen oder vergesellschaften auch keine Arten mit den Malawis, die zum Beispiel aus dem Tanganjikasee stammen und machen auch für Synodontis-Arten (Fliederbartwelse) keine Ausnahme.
Der gewählte Besatz mit Cichliden sollte zudem einem bestimmten Teilbereich des Sees entstammen, um den natürlichen Lebensraum möglichst einfach nachstellen zu können. Ein Mbuna, wie Pseudotropheus, Labidochromis, Maylandia oder Melanochromis, leben zum Beispiel in der Regel im Bereich der Uferriffe oder der Geröllzone, während Non-Mbunas, wie Aulonocara, Exochochromis, Nimbochromis, Fossorochomis oder Stigmatochromis sehr oft im Freiwasser oder über Sandflächen anzutreffen sind. Beide Lebensräume in einem Aquarium abzubilden ist schwierig bis unmöglich. - Technik
Im Malawisee herrscht zumeist eine leichte, in Ufernähe sogar starke Strömung. Mit Strömungspumpen, die zusätzlich zum normalen Filtersystem installiert werden, kann die passende Strömung und die Oberflächenbewegung nachempfunden werden. Für die Nachahmung der Brandung an den steilen Riffbereichen sind inzwischen auch Wellensimulatoren im Handel erhältlich.
Bei der Beleuchtung sollte darauf geachtet werden, dass das Aquarium nicht zu hell ausgeleuchtet wird. Schattenzonen sind absolut zu empfehlen. Mit einer modernen und zugleich stromsparenden LED-Beleuchtung ist der Malawiaquarianer sehr gut beraten, da auf diese Weise nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Lichtfarbe den natürlichen Bedingungen angepasst werden können und sogar Wettersimulationen, wie sie zum Beispiel von LiWeBe angeboten werden, gesteuert werden können.
Fazit
Eine naturnahe Gestaltung eines Malawiaquariums ist nicht schwierig. Ganz im Gegenteil! Es sind auch nur wenige Punkte zu beachten. Entscheidender ist eher, was alles weggelassen werden darf, um die farbenfrohen Buntbarsche optisch in den Fokus zu rücken und diesen wundervollen Cichliden gleichzeitig ihren optimalen Lebensraum zu geben.
Das Aquarium sieht echt schön aus. Leider haben wir es damals nicht so einfach hinbekommen am Anfang. Aber man sollte es nicht aufgeben und einfach probieren dann wird s klappen.
Hallo,
gerade am Anfang wollen die Aquarianer meistens zu viel. Mit der Erfahrung kommt meist die Einfachheit und damit auch schönere Aquarien.
Grüße, Tom.
Hi,
Malawis haben ja Pflanzen zum Fressen gerne, hast du schon mal darüber nachgedacht die Abbauprodukte mit einem Pflanzenabteil in einem Technikbecken im Unterschrank zu kompensieren?
Grüße aus Mainz
Bjørn und Christian
Hallo,
nein, da Pflanzen in Malawiwasser nicht besonders wachsen (pH-Wert über 7,5) und der Stromverbrauch für ein beleuchtetes Technikbecken die Kosten für den wöchentlichen Wasserwechsel übersteigen dürften.
Grüße, Tom.
Hi,
Habe mich vor einem Jahr auch an ein Malawibecken gewagt. Problematisch war nur, dass die Pflanzen nie lange überlebt haben…sind anscheinend leckerer als mein Futter:D
Schöner Blog u. weiter so!
mfG Flo